Geschichte des Tunnels

Ein halbes Jahrhundert Tunnelgeschichte im Schnelldurchlauf

Tunneleröffnung

Hohes Verkehrsaufkommen in Schleswig-Holstein

Nach dem 2. Weltkrieg stieg der Verkehr auch in und um Rendsburg. Die Kapazität der Drehbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal stieß an ihre Grenzen. Eine Hochbrücke kam nicht in Frage – die notwendigen hohen Rampen hätten die Infrastruktur der Stadt zu sehr gestört. Eine neue Lösung musste her: der Kanaltunnel Rendsburg. Heute nutzen in beiden Richtungen täglich bis zu 50.000 Fahrzeuge den Tunnel. Das sind 5-mal so viele wie bei seiner Inbetriebnahme.

Eröffnungsfeier

Juli 1961: Eröffnung des Kanaltunnels

Seit dem 25. Juli 1961 rollt der Verkehr durch den Kanaltunnel Rendsburg. Er schließt die Lücke auf der B77, die durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals entstand. Seitdem ist der Straßentunnel unverzichtbar auf der Nord-Süd-Achse Schleswig-Holsteins. Vorläufer dieser Wegstrecke ist der historische Ochsenweg. Er verband Rendsburg mit Jütland und dem Süden.

Eröffnungsfeier

Herausforderungen

In ganz Deutschland wurde zuvor erst einmal ein Unterwassertunnel für den Straßenverkehr gebaut: der alte Hamburger Elbtunnel von 1912. 30 größere solcher Tunnel gab es bereits in anderen europäischen Ländern, in den USA, in Kanada und Japan. Erfahrungen aus diesen Projekten wurden auch für den Rendsburger Bau genutzt.

Absenk-Bauweise

Die Kanalkreuzung erfolgte in der bewährten Absenkbauweise. Das 140 m lange Mittelstück wurde in einer als Trockendock ausgebildeten Baugrube hergestellt. Behelfsschotten dichteten es ab und machten es schwimmfähig. Die Grube wurde geflutet, der Damm zum Kanal geöffnet. Das schwimmende Tunnelsegment wurde über dem bereits ausgehobenen Graben in der Kanalsohle positioniert und abgesenkt.

Ein entscheidender Vorteil dieser Bauweise: Der Schiffsverkehr wurde insgesamt nur 70 Stunden unterbrochen.

Die Nord- und die Südrampe dagegen wurden in offenen Baugruben fertiggestellt. Sie wurden mit Spundwänden gegen das Kanalwasser abgedichtet.

1962–1965: Bau des Fußgänger-Tunnels

Der Fußgängertunnel entstand nah am Standort der ehemaligen Drehbrücke. Seine Röhre unterquert den Kanal, ist 131 m lang und liegt 28 m tiefer als seine Zugänge. Auf jeder Kanalseite gibt es 2 Rolltreppen und 1 Aufzug. Das erleichtert Passanten den Auf- und Abstieg.

Das Großprojekt Kanaltunnel in Zahlen

  • Länge: 1.277,93 m, davon 640 m Tunnelstrecke
  • Kosten: 60 Mio. DM (etwa 30 Mio. €)
  • 2 Tunnelröhren mit je 2 Fahrspuren
  • 20 Fluchtschleusen
  • Leitstand zur Tunnel-Überwachung, 24 Std. besetzt
  • 1,1 Millionen m3 Erd-Aushub
  • 67.000 m3 Stahlbeton und 4.500 t Stahl
  • 10.500 m2 Spundwände zum Schutz der Baugruben
  • 57.000 m2 Bitumen zur Abdichtung der Rampen
  • 7.600 m2 Stahlblech zur Verstärkung des Tunnelmittelstücks

Dokumentation des Kanaltunnelbaus zum downloaden (5 MB):

Herausgegeben im Auftrag des Bundesministers für Verkehr von der Neuabteilung "Tunnel Rendsburg" der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Kiel (5 MB)