Warum ist ein spezielles Entwässerungssytems notwendig?
Fahrzeuge bringen Feuchtigkeit in den Tunnel (sog. Schleppwasser). Das Niederschlagswasser (durch Regen, Schnee etc.) läuft von außen in den Tunnel. Dieses muss aufgefangen, abgepumpt und abtransportiert werden. Bei einem Unfall können für Mensch und Umwelt gefährliche Flüssigkeiten (z.B. Chemikalien, Öl etc.) austreten, diese müssen fachgerecht und ohne Gefahr abtransportiert und entsorgt werden.
Besondere Anforderungen an Entwässerungssysteme in Tunneln
Zum einen müssen natürlich besondere Verkehrs-Sicherheitsrichtlinien (Neue Richtlinien während der Sanierungsphase) eingehalten werden. Andererseits benötigt der Kanaltunnel eine zuverlässige Funktionalität und Effektivität (auch gerade bei Unfällen). Zum anderen muss auf eine lange Lebensdauer der Materialien geachtet werden und die individuellen Anforderungen des jeweiligen Bauwerks beachtet werden. Im Rendsburger Kanaltunnel ist z.B. gerade die bauliche Höhe eine Herausforderung.
Das Entwässerungssystem im Kanaltunnel RD
Mittels einer Einlaufrinne werden die Flüssigkeiten gesammelt. Ein Tauchwandschacht verhindert, dass brennende Flüssigkeiten durch das Entwässerungssystem abtransportiert werden können. Damit wird vor allem der Brandschutz für die anderen Tunnelröhre gewährleistet.
Die aus allen Blöcken 0 bis 15 Nord und Süd über die Einlaufrinnen gesammelten Flüssigkeiten werden in einem geschlossenen System (=Rohrleitung) zum Sammelbecken im Block 0 (Tunnelmitte = tiefster Punkt) geleitet.
Spezielle Pumpen (Link zum Artikel Pumpen) heben die Flüssigkeiten in die Sammelbehälter im südlichen Einfahrtsbereich der Tunnelröhre (= Block 16 Süd). Weitere, stärker dimensionierte Pumpen heben die gesammelten Flüssigkeiten aus dem Sammelbecken Block 16 Süd in das neue errichtete Zweikammer-Absetzbecken, das dafür ausgerichtet wurde, gefährliche Flüssigkeiten aufzufangen und einer gezielten Entsorgung zuzuführen. Im Falle von ausschließlich Niederschlagswasser erfolgt die Ableitung in den NOK. Niederschlagswasser, das in den Blöcken 16 Nord gesammelt wird, wird von dort in ein Absetzbecken auf der Nordseite gehoben und ebenfalls in den NOK geleitet.
Die ACO Drain Entwässerungsrinne für den Kanaltunnel RD
Dieses System (ACO Drain® KerbDrain KD 140 / Monoblock T aus Polymerbeton) ist eine Spezial-Entwicklung gemeinsam mit dem regionalen Unternehmen ACO Rendsburg. Es stellt ein innovatives System dar, abgestimmt auf Fahrbahnhöhe und geänderte Sicherheitsvorschriften. Weiterhin ist es äußerst stabil (hält z.B. auch LKW-Aufprall stand) und frost-, tausalz- und chemikalienbeständig. Durch das spezielle Material ist das System wesentlich leichter als vergleichbare Rinnen aus Beton
Besondere Herausforderung im Kanaltunnel Rendsburg
Gerade im Tunnel ist ein begrenzter Bauraum, der nicht ausgedehnt werden kann. Daher muss die Entwässerungsrinne für den Tunnel perfekt passen.
Die Vorgehensweise/Funktionsweise:
- Verlegung der ACO-Rinnen in einem ca. 1-3 cm breiten Mörtelbett im Nut- und Feder-System
- Einbau von Ausgleichselementen in die Blockfugen -> halten Rinne bei Erschütterungen und Bewegungen der einzelnen Tunnelblöcke elastisch
- Platzierung von Rinnenelementen mit Revisionsöffnung am Anfang und in der Mitte der 25 m langen Teilabschnitte -> Rinne wird durch die Revisionsöffnungen gereinigt statt wie bisher per Hand gesäubert
- Keine Revisionsöffnungen vor Notausgangstüren > so wird verhindert, dass bei einem Brand in der Rinne herausschlagende Flammen die Notausgangstür versperren
- Anschluss an die bereits eingebauten Tauchwandschächte
- Tauchwandschächte verbinden ein frei zugängliches Leitungssystems (Rinnenstrang) über einen Siphon (Verschluss) mit einem abgeschlossenen Rohrleitungssystem je Röhre im Betriebsgang
- Vorteil: brennende Flüssigkeiten (leichter als Wasser) werden von dem Tunnelraum sicher abgetrennt (bleiben draußen)
- Sammlung der Flüssigkeiten im Schadstoffsammelbecken, dann sicherer Abtransport gefährlicher Flüssigkeiten per Tankwagen
- Reinigung der restlichen Flüssigkeiten, anschließend Ableitung in den Nord-Ostsee-Kanal
Das Ergebnis
Die gesamte Entwässerungsrinne im Kanaltunnel RD ist ein „geschlossenes“ System, so kann Flüssigkeit ein- und abfließen. Sie ist durch die Revisionsöffnungen leicht zu reinigen. Der grobe Dreck (z. B. abgefallene Radkappen) bleibt draußen. Eine sichere Ableitung von brennbaren und anderweitig gefährlichen Flüssigkeiten ist gewährleistet.
Die Dauer für die Verlegung der Entwässerungsrinne
Es wird mit einer Dauer von ca.2 Monate für die Oströhre gerechnet.